Neuere Deutschsprachige Literaturwissenschaft

Verlagsgeschichte | Robert Walser | Ästhetik. Intermedialität des Wissens in Literatur, Kunst und Wissenschaft | Schrift Medium Architektur | Wahrnehmungsdispositive in der Literatur und den Künsten: Fenster – Korridor – Treppe | Luxus und Moderne. Die Ambivalenz des Überflüssigen in Kulturkonzeptionen der Literatur und Ästhetik seit dem 18. Jahrhundert | Abgeschlossene Projekte
 

Verlagsgeschichte

IMG4.jpg

Die Schweiz als Drehscheibe internationaler Literatur

Eine Verlagsgeschichte der Schweiz im Zeitalter der Extreme, 1914-1991

SNF-Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Robert Leucht (2024–2028)

Die Schweiz bildet im 20. Jahrhundert eine der bedeutendsten Drehscheiben für internationale Literatur. Zwischen 1914 und 1991 gelangt eine Fülle literarischer Werke in die Schweiz, wo diese verlegerisch bearbeitet und dann auf andere Buchmärkte weiterverbreitet werden. Das gilt für den modernen Roman (H. Broch, W. Faulkner, J. Joyce), die Lyrik der Avantgarde (G. Benn, E. Pound), aber auch die Unterhaltungsliteratur. Es sind die Weltkriege mit ihren humanitären und wirtschaftlichen Auswirkungen, die Tradition der Schweiz im Transithandel sowie ein vom Staat nur wenig beeinflusstes Verlagswesen, in deren Folge sich dieser Umschlagplatz ausbilden konnte.

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, ein genaueres Verständnis der Funktionsweisen wie auch der literatur- und verlagsgeschichtlichen Folgen der verlegerischen Drehscheibe Schweiz zu entwickeln. Es ist dabei von der These geleitet, dass Schweizer Verlage im 20. Jahrhundert früh als Instanzen der Internationalisierung von literarischer Kommunikation gewirkt haben und dass deren Untersuchung nicht zuletzt grundsätzliche Aufschlüsse über die transnationale Zirkulation von Literatur erwarten lässt, wie sie zuletzt unter dem Begriff einer ›Globalgeschichte der Literatur‹ erforscht wird.

Das auf vier Jahre angelegte Projekt, in dem u.a. zwei Doktorarbeiten, eine Online-Datenbank und ein Materialienband entstehen sollen, versteht sich als Grundlagenforschung, die aus einer transnationalen Perspektive eine Neubewertung von Schweizer Verlagen als Wegbereitern der Globalisierung von Literatur im 20. Jahrhundert verspricht.

Robert Walser

Robert-Walser-Herisau 2.jpg
©  Robert Walser-Sitiftung Bern / Keystone

In der Section d’allemand gibt es einen langjährigen Forschungsschwerpunkt zu Robert Walser, der eng mit dem Berner Robert Walser-Zentrum verbunden ist. Dessen Geschäftsführer ist Reto Sorg, Lehrbeauftragter an der Section. Dort geben Peter Utz und Reto Sorg zusammen mit Lucas Gisi und Peter Stocker die neue kommentierte „Berner Ausgabe“ der Werke Robert Walsers heraus, die seit 2018 im Suhrkamp-Verlag Berlin erscheint. Komplementär dazu wird in Basel/Zürich bereits seit 2008 die „Kritische Ausgabe“ Walsers erarbeitet. Weitere Editions- und Publikationsprojekte, vor allem im Französischen und Englischen, werden ebenfalls von Peter Utz und Reto Sorg betreut. Lucas Gisi (Lehrbeauftragter im Herbst 2014) ist Herausgeber des „Robert Walser-Handbuchs“, das im Frühjahr 2015 im Metzler-Verlag Stuttgart erschienen ist. Zwei Dissertationsprojekte zu Walser von Dorette Fasoletti und Myriam Daetwyler (Leitung Peter Utz) wurden 2018 abgeschlossen. Eine Tagung zum „Spaziergang“, die im Frühjahr 2017 in Bern stattgefunden hat, erscheint Anfang 2019 im Fink-Verlag als erster Band der Reihe „Walser-Studien“. 2018 ist dort bereits ein Band zu „Robert Walsers Ambivalenzen“, dem Resultat eines Forschungsprojekts gemeinsam mit der Universität Konstanz, erschienen. Weitere Publikationsprojekte (z. B. zu „Die bildende Kunst und Robert Walser“) sind in Vorbereitung.

Ästhetik. Intermedialität des Wissens in Literatur, Kunst und Wissenschaft

Musen-Mosaik-crop698x221.jpeg

Forschungsmodul des ProDoc (Doktoratsprogramm des Schweizerischen Nationalfonds SNF) »Das unsichere Wissen der Literatur: Natur, Recht, Ästhetik« (Leitung: Prof. Dr. Maximilan Bergengruen, Université de Genève/KIT Karlsruhe, Mitantragsteller: Prof. Dr. Peter Schnyder, Université de Neuchâtel)

Mitarbeitende Doktoranden: lic. phil. Mariana Prusák, Elias Zimmermann M. A.

Das Projekt untersucht historische Wissenstransfers zwischen ästhetischen und fachwissenschaftlichen Diskursen. Es problematisiert die Wissensgeschichte der Ästhetik seit 1750 als eine Geschichte von Texten über Literatur und Kunst, in denen Wissen nicht allein fach- oder populärwissenschaftlich qualifiziert, sondern auch medial differenziert wird. Auf einer textwissenschaftlichen Grundlage werden die komplexen Zusammenhänge zwischen Epistemologie und Poetik bzw. immanenter Kunsttheorie untersucht. Die Methoden der Untersuchung orientieren sich an den literaturwissenschaftlichen Parametern der Rhetorik, Stilistik, Metaphorologie und der historischen Semantik. Im Zentrum stehen vier Aspekte des ästhetischen Wissens zu einem gegebenen historischen Zeitpunkt in einer bestimmten disziplinären Umgebung: 1. Funktionsaspekte, 2. Konsolidierungsaspekte, 3. Literarizitätsaspekte und 4. Intermedialitätsaspekte. Ziel ist die methodische Innovation des komparatistischen Künstevergleichs durch Ansätze aus der historischen Epistemologie.

Schrift Medium Architektur

BuchstabeA-crop1297x409.jpeg

Teilprojekt im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds SNF finanzierten Nationalen Forschungsschwerpunkts »Mediality. Medienwandel Medienwechsel Medienwissen«, Universität Zürich (Leading House)

Mitarbeitender Doktorand: Benedikt Tremp M. A.

Das Projekt stellt die Frage, wie Architektur medial konzipiert wird, wie projektierte und realisierte Bauten als Medien funktionieren und wie sie als solche rezipiert werden? Im Zentrum steht die spezielle Bedeutung der Literatur und insbesondere der Schrift für die Medialisierung des Bauens in der durch Industrie und Technik beschleunigten Medienkonkurrenz der Moderne (ca. 1890-1940). Untersucht werden die für diese Zeit typischen Medien, in denen Architektur und Literatur im privaten oder öffentlichen Raum interagieren: das belletristische Buch (Erzählung, Roman) und das Sachbuch (Architekturmonografie), das literarische und kulturkritische Feuilleton und die Fachpublizistik (Architekturzeitschriften), die Publikumsausstellung und die Mustersiedlung, die Architekturfotografie und der Architekturfilm, Ausstattung und Bühnenbild im Lichtspiel und auf dem Theater sowie Werbung und Reklame in den Printmedien, im Schaufenster und an den Fassaden. Im Gegensatz zu älteren semiologischen und ideologiekritischen Ansätzen rücken dabei ästhetische (stilistische, rhetorische), soziale und kommunikationstheoretische Aspekte der Architektur in den Vordergrund.

Wahrnehmungsdispositive in der Literatur und den Künsten: Fenster – Korridor – Treppe

architecture-1867592_1920-crop1893x680-resize1200x431.jpg

Forschungsinitiative der DFG Emmy Noether-Nachwuchsgruppe »Bauformen der Imagination. Literatur und Architektur in der Moderne« (Freie Universität Berlin), der SNF Förderungsprofessur »Interieur und Innerlichkeit« (Université de Lausanne), des SNF ProDoc-Forschungsmoduls »Das unsichere Wissen der Literatur: Ästhetik« und des SNF Forschungsprojekts »Schrift Medium Architektur« (Universität Zürich/Université de Lausanne)

Das Forschungsvorhaben befasst sich mit drei verschiedenen, aber baulich und praktisch miteinander zusammenhängenden Architekturelementen: Fenster, Korridor und Treppe. Das Fenster ist ein durch Öffnen und Schließen manipulierbares Medium visueller und imaginärer Transgression. Der Korridor wird als Interaktions- und Vermittlungsraum zwischen anderen in der Horizontale befindlichen Räumlichkeiten gebaut. Die Treppe fungiert als vertikaler Durchgangsraum, der dem Wahrnehmungswesen Mensch komplexe Innenräume erschließt. Diese Elemente werden auf ihre typischen Wahrnehmungssituationen hin analysiert. Fenster, Korridor und Treppe werden (nach Foucault) als Dispositive verstanden, d.h. als heterogene Ensembles aus architektonischen Einrichtungen, sozialen Institutionen, alltäglichen Praktiken und populären bis wissenschaftlichen Diskursen. Nicht die einzelnen Wahrnehmungsweisen und -akte interessieren, sondern die diskursiven, sozialen und medialen Voraussetzungen, die ihnen zugrunde liegen.

Luxus und Moderne. Die Ambivalenz des Überflüssigen in Kulturkonzeptionen der Literatur und Ästhetik seit dem 18. Jahrhundert

Luxus_UNIGE-crop275x91.jpg

SNF-Forschungsprojekt unter der Leitung von:

 

Prof. Dr. Christine Weder, Universität Genf und Prof. Dr. Hans-Georg von Arburg, Universität Lausanne

 

Das Projekt untersucht die ebenso fundamentale wie ambivalente Rolle des Luxus für die moderne Konzeption von Kultur seit dem 18. Jahrhundert, indem es literarische und ästhetische (d.i. kunst- / literaturtheoretische) Darstellungen analysiert und mit ökonomischen, philosophischen bzw. anthropologischen und soziologischen Diskussionsbeiträgen vergleicht. Das Luxuriöse fungiert dabei als relative und stets neu auszuhandelnde Kategorie des Überflüssigen, Überschüssigen oder Übermässigen bzw. Nicht-Nützlichen, -Notwendigen oder -Massvollen in materieller, aber auch zeitlicher Dimension.

 

Detaillierte Angaben zum Projekt auf der Seite des Département d'allemand der UNIGE

Abgeschlossene Projekte

Interieur und Innerlichkeit. Zur Darstellung von Innenräumen in Literatur, bildender Kunst und Film (1850-1950)

Projektleitung: Prof. Dr. Edith Anna Kunz; Mitarbeitende Doktorandinnen: Anne Christine Bussard und Kira Jürjens

 

 

Suivez nous:        
Partagez: