Von Arburg Hans-Georg

Geb. 1966. Studium der Germanistik, Romanistik und Musikwissenschaft in Zürich, Genf und Konstanz, 1996 Promotion und 2008 Habilitation an der Universität Zürich, 2008 Assistenzprofessor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ebenda, seit 2009 Ordentlicher Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Lausanne. Forschungsschwerpunkte: Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, allgemeine und literarische Ästhetik, Historische Anthropologie, Begriffsgeschichte–Metaphorologie–Ideengeschichte, Intermedialität (Text–Bild–Ton), Literatur und Architektur, Literatur und Physiognomik, Ästhetikgeschichte der ›Stimmung‹.

Buchpublikationen: Kunst-Wissenschaft um 1800. Studien zu Georg Christoph Lichtenbergs Hogarth-Kommentaren, Göttingen: Wallstein 1998; Alles Fassade. ›Oberfläche‹ in der deutschsprachigen Architektur- und Literaturästhetik 1770–1870, München: Fink 2008; (Hg.) Wunderliche Figuren. Über die Lesbarkeit von Chiffrenschriften, München: Fink 2001; (Hg.) Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne, Göttingen: Wallstein 2006; (Hg.) Mehr als Schein. Ästhetik der Oberfläche in Film, Kunst, Literatur und Theater, Berlin/Zürich: diaphanes 2008. Weitere Aufsätze in Sammelbänden und Zeitschriften.

Aktuelles Forschungsprojekt (2017-2021): »Luxus und Moderne. Die Ambivalenz des Überflüssigen in Kulturkonzeptionen der Literatur und Ästhetik seit dem 18. Jahrhundert«, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christine Weder, Université de Genève, https://www.unige.ch/lettres/alman/fr/recherche/luxus/

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2016

Physiognomisches Schreiben. Stilistik, Rhetorik und Poetik einer gestaldeutenden Kulturtechnik

Physiognomik als Wissensform und Kulturtechnik setzt meist stillschweigend eine Vormacht des Bildes über die Sprache voraus. Daher geht die Bedeutung des Textes als Analyseinstrument und eigengesetzliches Wahrnehmungsdispositiv für die physiognomische Gestaltdeutung oft vergessen. Die hier versammelten Aufsätze fragen nach der Rolle des Schreibens, der Schrift und ihrer medialen Vermittlung in verschiedenen theoretischen, historischen und künstlerischen Konstellationen aus der Geschichte der neueren Physiognomik. An exemplarischen Texten, an Fotografien und Filmen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart werden rhetorische, stilistische und poetische Techniken zutage gefördert, mit welchen Schreibende auf die Herausforderung deutungsbedürftiger Körperbilder reagieren.

 

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2012

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Concordia discors. Ästhetiken der Stimmung zwischen Literaturen, Künsten und Wissenschaften
Hans-Georg von Arburg, Sergej Rickenbacher (Hg.), Würzburg, Königshausen & Neumann 2012 (Philologie der Kultur; 5).

Der Begriff »Stimmung« ist mehrfach codiert. Antike Kosmologien, musikalische Theorien und psycho-physiologische Konzepte sind in ihm gleichermassen aktiv. Dieser Mehrfachkodierung verspricht Vermittlung und Integration. Dennoch ist in der »Stimmung« gleichursprünglich ein Differenzmoment angelegt, das mitunter gewaltsam wirken kann. Im Spannungsfeld der komplementären Grundmomente Integration und Differenz befragen 16 Autorinnen und Autoren Stimmungsästhetiken zwischen Literatur, Kunst und Wissenschaft. Im Zentrum stehen phänomenologische Realitäten, historische Diskursivierungen sowie aktuelle methodologische Leistungen und Grenzen eines signifikant unscharfen Begriffs.

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Kippfiguren/Figures réversibles.
Hans-Georg von Arburg, Marie Theres Stauffer (Hg.), figurationen 13 (2012), H. 2.

Die Zeichen der Kunst sind uneindeutig. Das macht unsere ästhetischen Lektüren unentscheidbar und unabschließbar. Was aber, wenn uns eine eindeutige Deutungsalternative in ihren Bann schlägt? Wenn uns ein und dasselbe Bild entweder einen Hasen oder eine Ente, entweder eine Ente oder einen Hasen zeigt? Eine Kippfigur ist mehr als eine ästhetische Ambiguität, es ist ein Umschlagsphänomen. Entscheidend ist die Bewegung des Kippens selbst und die Bahnung der Wahrnehmung: Wer in einer Kippfigur endlich die zweite Figur sieht, kann diese nur mit einiger Anstrengung wieder vergessen und sich die erste vors Auge zurückrufen. Das Heft fragt nach der Ästhetik und Semiotik dieses wahrnehmungspsychologischen Phänomens in Malerei, Fotografie, Film und Literatur. Es verbindet Perspektiven aus Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Philosophie und Psychologie.

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2010

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Stimmung / mood.
Hans-Georg von Arburg (Hg.), figurationen 11 (2010), H. 2.

In einer Stimmung ist man ganz bei sich, man erfährt sich aber auch mit anderen oder mit seiner Umwelt vereinigt. Ästhetiken der Stimmung versprechen Integration: Sie vermitteln musikalische und instrumentenbautechnische Praktiken, mathematisch-kosmologische Spekulationen und psycho-physiologische Konzepte. Andererseits ist das deutsche Wort »Stimmung« unübersetzbar, jeder Übersetzungsversuch realisiert eine Differenz. In philologischen, kunst- und kulturwissenschaftlichen Zugriffen geht es in diesem Heft um den Einbruch der Harmonie ins Verbrechen bei Kleist, um den Umschlag von positiven in negative Stimmungen im Erhabenen bei Kant, um stumme Stimmen im Film und um das Wechselspiel von Farbklängen und Klangfarben zwischen Malerei und Musik.

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2008

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Mehr als Schein. Ästhetik der Oberfläche in Film, Kunst, Literatur und Theater.
Hans-Georg von Arburg, Philipp Brunner, Christa M. Haeseli, Ursula von Keitz, Valeska von Rosen, Jenny Schrödl, Isabelle Stauffer, Marie Theres Stauffer (Hg.), Zürich: Diaphanes 2008.

Sinnliche Dimensionen – Ästhetik der Oberfläche Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heißt es seit jeher, trügt. Das Wesentliche dagegen – Inhalt, Bedeutung, Wahrheit – wird in der Tiefe vermutet. Der vorliegende Band diskutiert nicht das vermeintlich Defizitäre der Oberfläche, sondern das, was sie in erster Linie ist: ein ästhetisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt, sondern sie überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimension verleiht. Die Beiträge aus Filmwissenschaft, Kunstgeschichte, Literatur- und Theaterwissenschaft sind vereint durch das Forschungsinteresse an den ästhetischen und medialen Umwertungen, welche die Effekte und Erscheinungen von Oberflächen rund um die bürgerliche Episteme der Tiefe erfahren haben. Feudale Kunstwerke, antibürgerliche Avantgardebewegungen, neue Medien sowie postmoderne Theorieansätze haben je spezifische Ästhetiken und Theoreme der Oberfläche geboten, welche die Erscheinungs- und Bedeutungsvielfalt des Begriffs deutlich machen, seine Metaphorik ausloten lassen und Annäherungen an seine Komplexität ermöglichen.

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2006

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Alles Fassade. »Oberfläche« in der deutschsprachigen Architektur- und Literaturästhetik 1770-1870.
Hans-Georg von Arburg: München: Fink 2008.

»Oberfläche« ist in der Ästhetik der Moderne mehrdeutig und ambivalent codiert. Die Untersuchung verfolgt die theoriegeschichtliche Karriere des umstrittenen Begriffs zwischen Architektur und Literatur in der Goethezeit und im Historismus. Durch den Materialisierungsschub im industriellen Zeitalter werden Oberflächen zunächst in den technischen Künsten zum theoretischen Traktandum. Die Lösungen, die namentlich die Architekturtheorie für den Problemzusammenhang der Oberfläche findet, inspirieren dann auch die Theorie der schönen Künste. Die Studie untersucht diese komplexen Austauschprozesse zwischen Literatur und Architektur in exemplarischen Detailanalysen am Werk von K. F. Schinkel, J. W. Goethe, G. Semper und F. Th. Vischer.

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Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in der Literatur und Kunst der Moderne
Hans-Georg von Arburg, Dominik Müller, Hans-Jürgen Schrader, Ulrich Stadler (Hg.): Göttingen: Wallstein Verlag 2006.

Das Phänomen und der Begriff der »Virtuosität« erlebten vom 17. Jahrhundert bis heute eine wechselvolle Karriere. Aus einem Sammelbegriff für spezifische Interessen und besondere Begabungen in den Wissenschaften oder Künsten wurde um 1800 eine Bezeichnung für den ausübenden Künstler, insbesondere für den technisch brillanten Musiker selbst. Das 19. Jahrhundert erhob den Künstler-Artisten zwischen Geniekult und Dilettantismusdebatte einerseits und Ästhetizismus bzw. Décadence andererseits zum Gegenstand eines kollektiven Kultes, machte ihn aber auch zur Zielscheibe der Kritik. In einer Epoche technischer und medialer Revolutionen wurde Virtuosität als System von Imitation und Überbietung in den Künsten zum Prüfstein der Ästhetik im Zeichen der Moderne. Auf diese symptomatische Konjunktur der Virtuosität konzentrieren sich die Beiträge des Bandes. Unter begriffs- und ästhetikgeschichtlicher Perspektive erkunden sie die Brisanz der historischen Debatte für die Gegenwart.

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2001

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»Wunderliche Figuren«. Über die Lesbarkeit von Chiffrenschriften.
Ulrich Stadler, Michael Gamper, Hans-Georg von Arburg (Hg.): München: Fink 2001.

Für das Verständnis von Natur hat sich das Konzept der Schrift in der abendländischen Kultur als sehr erfolgreich erwiesen, der Topos vom »Buch der Natur« ist dafür nur ein markanter Beleg. Die Vorstellung von der Natur als Schriftzeichen und der Welt als Text ist aber nicht unproblematisch, denn je näher man an die Naturschrift herangeht und sie konkret zu lesen versucht, desto deutlicher zeigt es sich, daß die Einzelzeichen dieser Schrift »Chiffren« sind, also Zeichen ohne festen Wert, deren Decodierung eines »höheren Schlüssels« bedarf, wie es Novalis ausdrückte. Die Verunsicherung über fehlgeschlagene Lektüren der Natur bleibt nicht ohne Folgen für die angestammten Gebiete dieser Kulturpraxis, auch die Selbstverständlichkeit, mit der Erzeugnisse der Kultur als sinnvoll und einsichtig aufgefaßt werden, wird erschüttert. Im vorliegenden Band werden diese Problemzusammenhänge hauptsächlich im Hinblick auf die Voraussetzungen der gesellschaftlichen und ästhetischen Moderne bezogen. Dabei zeigt sich, daß die Leseschwierigkeiten nach 1800 zunehmen und die traditionellen Lektüresysteme seit der Frühromantik einer umfassenden Transformation unterworfen sind. Bildende Kunst und Literatur fungieren nun als Medien, in denen die Phänomene der Lesbarkeit der Welt kontrovers behandelt und zunehmend der subjektiven Disposition anheimgestellt werden, während sie bloß in trivialen Genres, zum Beispiel in Büchern über die Symbolik der Blumen, unverändert fortgeschrieben werden. Chiffre, Hieroglyphe, Rätsel, Signatur, Arabeske, Ornament – die traditionellen Begriffe für komplexe Bild-Text-Konstellationen sind Kristallisationspunkte für eine spezifisch moderne Thematik und entfalten in der Literatur in der Auseinandersetzung mit anderen Wissensformen ein kritisches Potential.

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1999

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Popularität. Zum Problem von Esoterik und Exoterik in Literatur und Philosophie. Ulrich Stadler zum 60. Geburtstag.
Hans-Georg von Arburg, Michael Gamper, Dominik Müller (Hg.): Würzburg: Königshausen & Neumann 1999.

Die vorliegende Publikation beschäftigt sich mit dem Problemzusammenhang von Esoterischem und Exoterischem, mit der Frage der Übersetzbarkeit des einen ins andere und mit dem oft erhobenen Anspruch auf Gleichzeitigkeit dieser Aspekte. Zur Debatte steht das Phänomen der Popularisierung in Literatur, Philosophie und im Zusammenhang mit anderen kulturellen Praktiken. Es geht mithin um so etwas wie die Gretchenfrage, vor die sich jede intellektuelle oder künstlerische Produktion gestellt sieht, wenn sie der Gesellschaft, in der sie stattfindet und die sie trägt, Rechenschaft darüber ablegen soll, was sie da tut und wozu das, was sie tut, gut sein soll. Die Beiträgerinnen und Beiträger gehen das Thema in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten und unter Anwendung unterschiedlicher methodischer Zugriffe an.

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1998

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Kunst-Wissenschaft um 1800. Studien zu Georg Christoph Lichtenbergs Hogarth-Kommentaren.
Hans-Georg von Arburg: Göttingen: Wallstein-Verlag 1998 (Lichtenberg-Studien; 11).

In seinen »Ausführlichen Erklärungen der Hogarthischen Kupferstiche« (1794-1799) macht G.C. Lichtenberg seine deutschen Zeitgenossen mit dem graphischen Œuvre des Londoner Sittenmalers William Hogarth (1697-1764) bekannt. Es ist zunächst die exotische Welt der englischen Metropole, die den anglophilen Göttinger Professor in der deutschen Provinz elektrisiert. Aber Lichtenberg entwickelt in seinen Hogarth-Kommentaren auch eine eigene Kunst der Bildanalyse zu einem Zeitpunkt, da sich das Wissen über Kunst als Kunstwissenschaft erst ausdifferenziert. Die Monographie untersucht Lichtenbergs eigenwillige Kunst-Wissenschaft an Darstellungen des »gemeinen Lebens« im Kontext der physiognomischen und hermeneutischen Debatten der Zeit. Das Ergebnis ist eine tatsachengesättigte Lehre von Bildzeichen und -narrativen, die auf Erkenntnisse der modernen Kunstsemiotik und Rezeptionsästhetik vorausweist.

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